Schulen sind Bildungsstätten! – Politisch motivierte Auseinandersetzungen gefährden den Lernerfolg
So soll es sein! Unsere Heranwachsenden verdienen all unsere Hinwendung! Gleichwohl begleiten uns die hinlänglich bekannten, zählebigen Sorgen natürlich auch weiterhin. Daher wäre es völlig kontraproduktiv, sich weitere, zumal hausgemachte, zu schaffen.
Aus Anlass zurückliegender Geschehnisse an Schulen in Trägerschaft der Stadt Pirna – Schüler sollen durch ein politisch-motiviert provokantes Auftreten gegenüber Mitschülern aufgefallen sein, diese möglicherweise dadurch auch in unschöner Weise bedrängt haben, alles jedoch zum Glück noch unterhalb der Grenze strafwürdigen Verhaltens – appelliert Oberbürgermeister Tim Lochner eindringlich an alle am Schulbetrieb maßgeblich Beteiligten – Schüler, Lehrer und Eltern –, den grundsätzlich richtigen und wünschenswerten Meinungsaustausch über politische Themen in einer mit dem pluralistischen Grundverständnis unserer Gesellschaft verträglichen Weise zu führen. Das bedeutet zunächst einmal, gegenüber Andersdenkenden dieselben Umgangsformen zu pflegen, die man für sich selbst gerne hätte. Grundlage dafür ist u. a. das Verständnis, dass wir Anhänger konkurrierender politischer Richtungen nicht als Feinde betrachten, sondern als gleichberechtigte Wettbewerber um die Zustimmung des demokratischen Souveräns, des Bürgers.
Denn eines muss uns allen klar sein: Psychologisch unterlegte Agitation einschließlich Methoden zur Einschüchterung oder gar Gewalt haben an Pirnas Schulen keinen Platz! Dazu ist es aus Sicht des Stadtoberhauptes erforderlich, dass der zu Teilen verschüttete Wesenskern des Beutelsbacher Konsenses wieder freigelegt und mit neuem Leben erfüllt wird. Allen Schülern sollte diese Geschäftsgrundlage pädagogischen Verhaltens in geeigneter Weise an die Hand gegeben werden, damit diese selbst oder zusammen mit ihren Eltern den Schulunterricht sowie das Pausengeschehen an diesem Maßstab sachgerecht beurteilen können. Der Beutelsbacher Konsens umfasst nicht ohne guten Grund ein striktes Indoktrinationsverbot. Danach dürfen Lehrkräfte ihren Schülern keine Meinungen aufzwingen, sondern sollen diese in die Lage versetzen, sich in Verarbeitung des Unterrichts ihre eigene zu bilden. Nur unter dieser Voraussetzung kann die Zielsetzung politischer Bildung, die Schüler zu mündigen Bürgern zu entwickeln, überhaupt erreicht werden.
Freilich geschehen die ohne Wenn und Aber zu verurteilenden Vorkommnisse selten ohne den Kontext einer Vorgeschichte. Daran darf an dieser Stelle ebenfalls erinnert werden. Gesellschaftliche Entwicklungen, die unsere freiheitliche Zivilisation gewissermaßen in die Zange nehmen wollen, sind daran nicht unbeteiligt. Nicht zum Lehrplan gehörende Unterrichtsinhalte tragen ihren Teil zur Polarisierung der Gesellschaft und infolgedessen (logischerweise!) auch der Schülerschaft bei und untergraben dadurch die Grundlagen der repräsentativ-demokratischen Ordnung. Den jungen Leuten politische Prägungen mitzugeben, gehört schlicht und ergreifend nicht – Gottlob nicht mehr! – zum staatlichen Bildungsauftrag! Der Oberbürgermeister hofft und erwartet, dass entsprechende Vorkommnisse im Wege des Dialoges und mit der erforderlichen Einsichtsfähigkeit aufgearbeitet werden und eine Rückkehr zu einem, auf Basis gegenseitigen Respekts geprägten Umgang erfolgt. Jedweder Wettbewerb beispielsweise zwischen Deutschland- und Regenbogenfahne ist jedenfalls im Schulhaus fehl am Platze! Eine Schule ist kein Fußballstadion und auch keine Handballarena.
Auf Wunsch der Schulgemeinschaften hilft die Stadtverwaltung jederzeit dabei mit, sich im Rahmen ihrer Neutralitätspflichten bei der Konfliktlösung und auch präventiv – z. B. durch Vermittlung von Zeitzeugen, die den Unterschied zwischen freiheitlicher Ordnung und kollektivistischer Diktatur noch aus ihrem eigenen Erleben kennen – unterstützend einzubringen.
In diesem Sinne wünscht Oberbürgermeister Tim Lochner allen Schülern, Lehrern und Eltern ein unbeschwertes, erfolgreiches und unterrichtsausfallarmes(!) Schuljahr 2024/25.
Timo Backofen
Fachgruppenleiter Büro des Oberbürgermeisters