Gefahrenbereiche durch Starkregenereignisse im Stadtgebiet – „Hinweiskarte Starkregengefahren“ des Sächsischen Landesamtes für Umwelt und Geologie (LfULG) online verfügbar
Während für die von der Elbe ausgehenden Überflutungen i. d. R. eine Vorwarnzeit von bis zu 60 Stunden besteht ist dies bei Starkregenereignissen nicht der Fall.
Häufig gibt es dafür keine Vorwarnzeit, da jedes aufziehende Unwetter Potential für Überflutungen liefert und sich Extremwetterereignisse mitunter sogar erst lokal bilden. Schäden und lebensgefährliche Situationen können bei Starkregen auch weit abseits von Gewässerläufen in Senken, aber auch auf Straßen und Wegen auftreten.
Umso wichtiger ist die Kenntnis, welche Bereiche der Stadt aufgrund ihrer Topographie bei potentiellen Starkregenereignissen besonders gefährdet wären. Die Stadt Pirna hat nach den Hochwasserereignissen der Jahre 2010 und 2012 bereits im Jahr 2014 eine vorläufige Bewertung des Hochwasserrisikos an den kleineren Gewässern im Stadtgebiet (Gewässer 2. Ordnung) durchgeführt. Dabei wurden auch einzelne Bereiche mit wild abfließendem Oberflächenwasser betrachtet. Die Bewertung beruhte weitgehend auf den in den vorangegangenen Jahren beobachteten Schadensereignissen und Erfahrungsberichten. Zur Gefahrenabwehr wurden hier in den letzten Jahren bereits verschiedene Maßnahmen umgesetzt, so u. a. am Mädelgraben, am Hospital- und Schlosserbusch und am Lindigt/Osthang.
Aktuell erstellt das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (BKG) in Zusammenarbeit mit den Bundesländern bis Ende 2025 eine bundesweit einheitliche Hinweiskarte zu Starkregengefahren. Für Sachsen liegen die Ergebnisse in Form der "Hinweiskarte Starkregengefahren" bereits vor.
Die Karte ist das Ergebnis einer Simulation, bei der die langjährig gesammelten und ausgewerteten Niederschlagsdaten des Deutschen Wetterdienstes mit einem digitalen Geländemodell und Informationen zur Flächennutzung (u. a. Grad der Versiegelung, Form der Bebauung) miteinander verschnitten wurden. Im Ergebnis zeigt die Karte detailliert, welchen Bereichen im Stadtgebiet bei starkem Niederschlag eine Überflutung droht und welche Strömungsgeschwindigkeiten entstehen können.
Dabei werden die maximal erreichte Wassertiefe, die Fließrichtung und die maximale Fließgeschwindigkeit für zwei Starkregenszenarien dargestellt:
- außergewöhnliches Ereignis mit einer Wiederkehrzeit von 100 Jahren und einer Dauer von einer Stunde: Die Niederschlagshöhen liegen dabei für Sachsen im Bereich von ca. 45 bis 55 mm.
- extremes Ereignis mit einer Niederschlagshöhe von 100 mm bei einer Dauer von einer Stunde.
Zur Einordnung: 2023 wurde in Pirna ein Jahresniederschlag von insgesamt ca. 470 mm registriert. Damit zeigt die Hinweiskarte deutlich, für welche Bereiche im Stadtgebiet Gefahren in Form von Überflutungstiefen (Wasserhöhen) und Fließgeschwindigkeiten bestehen. Neben den eigentlichen Gewässerbereichen betrifft dies grundsätzlich
- Bereiche mit einer hohen Reliefenergie, d. h. Areale unterhalb steiler Hänge sowie Talgründe und -rinnen aber auch Bereiche entlang von Bahndämmen,
- (großräumig) versiegelte Flächen, insbesondere im Straßenraum,
- natürlich oder künstlich geschaffene Mulden und tiefer gelegene Bereiche wie z.B. Unterführungen, der alte Stadtgraben oder einzelne Innenbereiche von Wohnquartieren und -höfen sowie
- alle (versiegelten) Abflussbahnen, auf denen Wasser dem natürlichen Gefälle folgend zu den größeren Gewässern und zur Elbe fließen kann.
Die Karten erleichterten es den Personen mit Grundeigentum in Pirna und allen Einwohnenden der Stadt abzuschätzen, ob und wie sie von Starkregen betroffen sein könnten. Damit können Vorsorgemaßnahmen getroffen werden.
Hinweiskarte Starkregengefahren
Die „Hinweiskarte Starkregengefahren“ ist beim Sächsischen Landesamt für Umwelt und Geologie und im Geoportal der Stadt Pirna online abrufbar:
- www.luis.sachsen.de – Wasser und Wasserwirtschaft – Starkregen – Hinweiskarte Starkregengefahren
- https://gis.pirna.de – Themen – Hochwasser – „Starkregengefahren außergewöhnlich“ bzw. „Starkregengefahren extrem“
Vorsorgemaßnahmen
Für mögliche private Vorsorgemaßnahmen im Fall von Starkregen und Hochwasser verweist die Stadt Pirna auf die Hinweise des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV):
- www.bmuv.de – Presse – Fragen und Antworten (FAQ) – Welche Vorsorgemaßnahmen kann ich gegen Starkregen und Hochwasser treffen
Zur privaten Hochwassereigenvorsorge bietet der Freistaat Sachsen über die Sächsische Aufbaubank Fördermöglichkeiten:
- www.sab.sachsen.de – Privatpersonen– Energie und Umwelt – Förderung von Maßnahmen zur privaten Hochwassereigenvorsorge