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„Zeitfenster“ in der Innenstadt

Die sogenannte Wendezeit ist bei vielen Pirnaern noch in lebendiger Erinnerung. Anlässlich des Jubiläums „30 Jahre Wiedervereinigung“ arbeitete das StadtMuseum Pirna 2020 an einem Zeitzeugenprojekt zum Thema „Umbrüche“ und macht die Ergebnisse im Januar für einige Wochen im Stadtraum sichtbar.

Bei den bereits im vergangenen Jahr durchgeführten Zeitzeugengesprächen kristallisierten sich vier Hauptthemen heraus, die nun in verschiedenen Schaufenstern der Innenstadt zu sehen sind. Dabei können Passanten zurückblicken auf die Zeiten des Umbruches 1989/1990 und in einen offenen Austausch über die Kernthemen der Bürgerbewegung und die häufig diskutierten Fragen unserer Zeit treten. Das Projekt lädt zum Selbsterleben in der Stadt ein.

In den vergangenen drei Jahrzehnten haben die Bürger Pirnas, wie die meisten Ostdeutschen, massive Umbrüche erlebt. Obgleich Demokratie, etliche Freiheiten und die deutsche Einheit friedlich erkämpft wurden, konnten nicht alle Bedürfnisse und Erwartungen erfüllt werden. Die Euphorie der Wendejahre ist verklungen, zunehmende politische Polarisierung spürbar. Die Stimmung in der Stadt ist angespannt.

Eine Kommunikationsstörung zwischen Staat und Gesellschaft machten bereits die Friedens- und Umweltbewegten im Jahr 1989 aus und kämpften für deren Überwindung. Auf den stetig wachsenden Demonstrationen forderten sie freie Wahlen, Umweltschutz und die Schließung der großen volkseigenen Betriebe sowie die Rettung der Pirnaer Altstadt.
Heute dominieren Themen, wie die Einschränkung der Freiheitsrechte durch die Corona-Maßnahmen, die Errichtung des Industrieparks Oberelbe (IPO), der Bau der Umgehungsstraße oder der Zuzug von Geflüchteten die gesellschaftliche Debatte in der Region.

Das Museum versucht einen Brückenschlag und platziert diese Themen mit seiner Schaufensterausstellung in der Pirnaer Altstadt. Dafür werden die leerstehenden Geschäftsräume – ebenfalls Symbol gesellschaftlicher Entwicklungen – für die temporäre Präsentation als „Zeitfenster“ genutzt: Schmiedestraße 39 „Rettung der Altstadt“, Barbiergasse 12 „Industriestandort Pirna“, Badergasse/ Lange Straße 38 a „Umweltverschmutzung“ und Dohnaische Straße /Schössergasse 6 „Widerstand“.

Die Ladengalerie in der Schössergasse 6, der ehemaligen Pluspunktapotheke, zeigt neben Texten und Exponaten auch Zeichnungen des Karikaturisten Peter Dittrich, der einige Jahrzehnte für die satirische Zeitschrift Eulenspiegel arbeitete. Für Anregungen, eigene Erfahrungen, Fragen und Gedanken ist dort auch ein Briefkasten angebracht, den die Besucher der Schaufensterausstellung nutzen können und sollen.

Das Zeitzeugenprojekt „Umbrüche“ wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

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